(freshplaza.de) - Das überwiegend nasse und sonnenarme Wetter im diesjährigen Sommer habe auch dem Schweizer Beerenanbau zugesetzt. "Vorwiegend bei den Brombeeren und Heidelbeeren beobachten wir einen erhöhten Krankheitsdruck, besonders die Kirschessigfliege macht den Produzenten teilweise extrem zu schaffen. Wir bräuchten eigentlich ein paar Tage mit Temperaturen über 30 Grad, damit die Population dezimiert wird", schildert Martin Egger, Betriebsleiter bei der Tobi Seeobst AG am Standort Egnach.

Erdbeeren: Bis zu 50 Prozent Ausfall im Freiland

Angefangen hat die Schweizer Beerenernte mit den ersten Tunnelerdbeeren Mitte-April. Auf eine zufriedenstellende Ernte im geschützten Anbau folgte eine insgesamt schwierige Freilandernte, so Egger. "Die Freilandernte startete in diesem Jahr sehr früh: Anfang Mai gab es erste Früchte aus dem Rheintal, Mitte-Mai konnten wir bereits flächendeckend Schweizer Freilandware liefern. Das Preisniveau ist seit Beginn der Saison hoch und stabil gewesen, da wir nie eine Vollversorgung hatten. Der gewohnte Preisnachlass während der Hochsaison blieb somit in diesem Jahr aus."

Der Freilandanbau im Sommer wird Egger zufolge tendenziell schwieriger. "Auch in diesem Jahr gibt es Anlagen mit bis zu 50 Prozent Ausfall. Dementsprechend wächst das Interesse am geschützten Anbau, besonders im Glashaus. Die benötigte Baugenehmigung zu beantragen, ist jedoch ein langwieriger und komplizierter Prozess."

Himbeeren: Mengen blieben lange aus
Ähnlich wie bei den Erdbeeren sei der Preisverfall auch bei den einheimischen Himbeeren in diesem Jahr nicht so stark ausgeprägt gewesen. Egger: "Erst seit wenigen Wochen gibt es vernünftige Erntemengen an Himbeeren, sprich circa 30 Tonnen am Tag. Dementsprechend war das Preisniveau seit Beginn der Saison recht hoch und stabil, da die Angebotsmengen im Verhältnis zur Nachfrage zu gering waren."

Heidelbeeren: Rekordernte trotz Krankheitsdruck
Unterdessen startete Ende Juni auch die Heidelbeeren mit erfreulichen Mengenprognosen. "Trotz der genannten Krankheitsproblematik erwarten wir in diesem Jahr eine Rekordernte", schwärmt Egger. Durch den harten Wettbewerb bei den Heidelbeeren sei es zum Teil schwierig, die einheimische Ware in der ersten Saisonhälfte zu platzieren. "Da es bei Heidelbeeren keine Importbeschränkungen gibt, steht die Schweizer Ware in direkter Konkurrenz mit preisgünstigen Importen, etwa aus den Niederlanden, Polen oder Deutschland. Erschwerend hinzu kommt, dass die Importware in diesem Jahr sogar noch etwas günstiger angeboten wird im Vergleich zu den Vorjahren. Dennoch stellen wir fest, dass sich die Schweizer Heidelbeeren beim Verbraucher immer mehr etablieren, auch wenn sie im Verkauf wesentlich teurer sind."

Brombeeren: Promotionen am PoS ausschlaggebend
Die Haupternte der Brombeeren fing in der zweiten Julihälfte an. "Wir erfreuen uns momentan einer Vollversorgung in der Schweiz. Vermarktungstechnisch sind wir aber stark von Promotionen im Handel abhängig. Es gab bereits zwei-drei Jahre, in denen die Detailhändler nur wenige Aktionen gefahren haben, was den Produzenten dann auch zum Verhängnis geworden ist, in dem es Überbestände gegeben hat. Das ist in diesem Jahr allerdings nicht der Fall: Der Handel ist bereit, Werbeaktionen zu tätigen, sodass die üppigen Mengen auch entsprechend platziert werden können", erläutert Egger.

Johannisbeeren und Stachelbeeren: Regen beeinträchtigt Lagerfähigkeit
Abgerundet wird das breit gefächerte Beerensortiment der Tobi Seeobst AG durch Johannisbeeren und Stachelbeeren. Dank moderner ULO-Lagerkapazitäten können beide Beerenkulturen teilweise bis tief in den Herbst hinein vermarktet werden. "Leider hat sich der überflüssige Niederschlag negativ auf die Lagerfähigkeit der Früchte ausgewirkt, in dem sie schneller verfaulen. Es gab bereits Jahre, in denen wir bis in den Dezember hinein Schweizer Johannisbeeren vermarkten konnten. Das wird dieses Jahr definitiv nicht der Fall sein. Im Gegenteil: Es ist nicht auszuschließen, dass wir die Vermarktungssaison frühzeitig beenden werden müssen."