Bei der Premiere des von Fruchthandel Magazin und AMI durchgeführten Fachkongresses am 10. Mai in Düsseldorf nahmen die Referenten und Teilnehmer eine Bestandsaufnahme vor, wie es um die Nachhaltigkeit in Zeiten von Inflation und Kaufzurückhaltung bestellt ist. Laut GfK-Expertin Anna Trautmann haben sich die unterschiedlichen Krisenfaktoren insgesamt nachteilig auf die Mehrpreisbereitschaft der Konsumenten in Deutschland ausgewirkt. Dies habe sich in Form von Trading-Down-Effekten im Lebensmitteleinzelhandel und einer stärkeren Verschiebung hin zu Preiseinstiegs- und Eigenmarken gezeigt. „Der Preis ist ohne Zweifel momentan die Hauptbarriere. Unser GfK- Nachhaltigkeitsindex ging Anfang des Jahres deutlich nach unten, hat sich inzwischen aber wieder stabilisiert, sodass die Aussichten wieder besser geworden sind. Nachhaltigkeit ist auch in Krisenzeiten wichtig “, sagte Trautmann. Innerhalb der nachhaltigkeitsaffinen Konsumentenschichten habe sich unabhängig von den aktuellen Krisensymptomen im vergangenen Jahrzehnt eine deutliche Verschiebung ergeben. Die am stärksten wachsende Käufergruppe sei gemäß einer GfK-Typisierung die der ‚Glamour Greens‘, meist jüngere Konsumenten, für die ökologisch und sozial einerseits sehr wichtig sind, die aber Lifestyle und Coolness ebenfalls in den Vordergrund stellen. „Diese bevorzugen wiederum verstärkt Herstellermarken, eine Tatsache, die für die zielgruppenspezifische Ausrichtung von Marketingaktivitäten entscheidend sein kann.“

Doch benötigen nicht auch die Verbraucherinnen und Verbraucher angesichts der Komplexität des Themas bessere Orientierung? Ist eine Harmonisierung von Labeln nicht sinnvoll? Dr. Birgit Schulze-Ehlers von der Universität Göttingen ging in ihrem Vortrag u.a. auf die Herausforderungen ein, die es bei der Gestaltung eines einheitlichen Nachhaltigkeitslabels zu berücksichtigen gilt. Hier stehe der Wunsch der Konsumenten Verbraucherinnen nach möglichst umfassenden Informationen der kognitiven Verarbeitungskapazität am PoS gegenüber. „Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wissen weniger als sie glauben“, erklärte die Forscherin. Deshalb sei die Gefahr, abgebildete Inhalte falsch zu verstehen, groß und müsse vermieden werden.“