Bis 2030 will die Schweizer Kartoffelbranche die Lebensmittelverluste entlang der Wertschöpfungskette halbieren. Erste Massnahmen hat die Branche bereits ergriffen, sagte Swisspatat-Geschäftsführer Christian Bucher an der Delegiertenversammlung der Kartoffelbranchenorganisation vom 25. November in Münchenwiler (BE). So wurde etwa die Kaliberuntergrenze für Chipskartoffeln letztes Jahr dauerhaft von 42,5 auf 40 Millimeter reduziert. Jetzt will Swisspatat die Übernahmebedingungen längerfristig und strategisch anpassen, um die Ernten möglichst umfassend verwerten zu können.

Nächstes Jahr lanciert Swisspatat zudem zusammen mit der Zürcher Hochschule für Wirtschaft (HWZ) ein Projekt zur Vermarktung von nicht normgemässen Kartoffeln im Detailhandel. Die HWZ-Studentin Sarah Handschin hatte in ihrer Bachelorarbeit gezeigt, dass Konsumenten schon mit kleinen «Nudges» in Form von aufklärenden Plakaten motiviert werden können, auch nicht normgemässe Kartoffeln zu kaufen (foodaktuell berichtete). Das soll jetzt auch auf breiterer Ebene getestet werden. «Es braucht Anstrengungen der gesamten Branche, damit wir das Ziel des Aktionsplanes Food Waste erreichen», so Bucher.

Robuste Sorten, die weniger Pflanzenschutzmittel brauchen
Der Absenkpfad Pflanzenschutzmittel des Bundes setzt die Kartoffelbranche unter Druck. Swisspatat reagiert mit einer Zielvereinbarung mit dem Bundesamt für Landwirtschaft. Darin setzt sich die Kartoffelbranche das Ziel, bis 2028 auf 25 Prozent der Kartoffelanbauflächen in der Schweiz robuste Kartoffelsorten anzubauen, die weniger Pflanzenschutzmittel benötigen. Die Vereinbarung soll in den nächsten Wochen unterzeichnet werden, sie tritt auf Anfang 2024 in Kraft.

Seit einiger Zeit ist die Kartoffelbranche mit zwei neuen Krankheiten konfrontiert: die Welkekrankheit Verticillium und die Vergilbungskrankheit Syndrom Basse Richesse (SBR), die man von den Zuckerrüben kennt. Befallene Kartoffeln entwickeln beim Frittieren schwarze Flecken und sind daher für die Industrie unbrauchbar. Zusammen mit Agroscope und der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) hat Swisspatat deshalb ein Forschungsprojekt aufgegleist, um Lösungen für diese «ernsthafte Herausforderung» zu finden, wie Bucher sagte.

Lösungen für die ganze Branche
Die Kartoffelbranche steht also vor grossen Herausforderungen. Kommt hinzu, dass die Kartoffelproduzenten erneut ein schlechtes Jahr haben. Trockenheit, Krankheiten und Schädlingsbefall schlagen sich auf Menge und Qualität der Ernte. Entsprechend werden heuer höhere Kartoffelimporte nötig sein als in anderen Jahren (foodaktuell berichtete: hier und hier). Gerade in schwierigen Zeiten sei es wichtig, dass die Branche zusammenstehe, sagte Swisspatat-Präsident Urs Reinhard. Er rief die Delegierten dazu auf, «Im Sinne des Ganzen Lösungen» zu finden helfen, die auf den ersten Blick für die eine oder andere Stufe möglicherweise nicht attraktiv sei, aber dazu beitrage, «die Branche insgesamt zu stärken».