Was halten die Menschen davon? Und wirkt es sich auf ihre Akzeptanz aus, wie solche Anstöße gestaltet sind? Das haben Forschende der Universitäten Göttingen und Bonn untersucht. Sie testeten unterschiedlich gestaltete „Nudging“-Interventionen, die Entscheidungen zur gesunden und/oder nachhaltigen Ernährung fördern sollen. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Studie zeigt, was die öffentliche Akzeptanz von „Nudging“ verbessert: Zum einen müsse es für die Menschen mit wenig Aufwand möglich sein, sich gegen die vorgeschlagene Option zu entscheiden. Zum anderen sei Transparenz gefragt.
In einer Online-Umfrage beurteilten 451 erwachsene Personen fünf „Nudging“-Szenarien. Jedes Szenario gab es in zwei Varianten, die in einem Aspekt unterschiedlich gestaltet waren. Menschen können z.B. zu einer bestimmten Wahl geführt werden, indem diese als Standard gesetzt wird. Das sei der Fall, wenn sich Gäste bei einem Büffet die Butter nicht einfach nehmen können, sondern sie eine Serviceperson darum bitten müssen, ihnen Butter auszuhändigen. Die Befragten sollten zunächst ihr typisches Verhalten in der jeweiligen Situation angeben, etwa ob sie bei einem Büffet normalerweise Butter essen würden. Dann beantworteten sie zu jeder Situation eine Reihe von Fragen, u.a. wie stark das eingesetzte „Nudging“ nach ihrem Empfinden in ihre Wahlfreiheit eingreift, wie akzeptabel dieser Eingriff ist und wie wirksam er ihrer Meinung nach sei.
Die Forschenden entdeckten, dass manche Varianten von „Nudging“-Szenarien vielversprechender seien als andere. So sei die Akzeptanz größer, je weniger aufwendig es erscheine, sich gegen die vorgeschlagene Option zu entscheiden. Das treffe z.B. zu, wenn Menschen vegetarische Gerichte auf den ersten und Fleischgerichte auf den hinteren Seiten einer Speisekarte finden, im Vergleich dazu, dass sie nur eine vegetarische Speisekarte erhalten und das Angebot an Fleischgerichten aktiv anfragen müssen. Zudem wird „Nudging“ besser akzeptiert, wenn es transparent ist. So zeigten sich die Teilnehmenden der Studie offener dafür, wenn sie beim Online-Einkauf zunächst gefragt werden, ob sie einen vorgefüllten „klimafreundlichen“ Warenkorb erhalten möchten, als wenn dieser standardmäßig eingesetzt wird. Allgemein lasse sich sagen: Der wichtigste Faktor für die Ablehnung von „Nudging“ sei dessen Eingriff in die Wahlfreiheit. Mit der erwarteten Wirksamkeit steige die Akzeptanz.
„Für die Entwicklung politisch tragfähiger, ethischer und effektiver ‚Nudging‘-Interventionen ist es wichtig, die öffentliche Akzeptanz und ihre Triebkräfte zu verstehen“, erklärt Simone Wahnschafft von der Forschungsgruppe Sustainable Food Systems der Universität Göttingen. „Wir waren überrascht, dass die Akzeptanz unserer Teilnehmenden wenig von ihren persönlichen Präferenzen und dem Einfluss einer Intervention auf ihr eigenes Verhalten abhing. Wie sich zeigte, sind beim ‚Nudging‘ Wahlfreiheit und Wirksamkeit die Schlüssel zum Erfolg.“ Mit den gewonnenen Erkenntnissen ebne die Studie den Weg für Untersuchungen dazu, wie „Sweet Spots“ beim „Nudging“ gefunden werden können – also Anstöße, die wirksam sind und gleichzeitig auf breite Akzeptanz stoßen.