Das jüngste Hagelgewitter, das die Magadinoebene getroffen hat, hat schwere Schäden im Tessiner Gemüsebau verursacht. Marco Bassi, Direktor von TIOR (Tessiner Obst- und Gemüsebauverband) und Gemüsegärtner, beschreibt die Situation gegenüber «Schweizer Bauer» wie folgt: «Im Vergleich zu dem, was wir vor dem Unwetter hatten, ist es jetzt stark dezimiert.»
Viele Kulturen verloren
Das Unwetter vom 12. Juli hat die Zucchetti-, Karotten- und Maisfelder verwüstet, die Plastikabdeckungen der Kulturen zerfetzt und die Maispflanzen gebrochen und unrettbar beschädigt. Laut Bassi gab es in der Vergangenheit keine Wetterereignisse dieser Intensität. «Dieses Gewitter war eine neue und verheerende Erfahrung für die Tessiner Landwirte», berichtet er. Vor dem Eintreffen des Gewitters war eine allgemeine Warnung der Stufe 4 für das Tessin ausgegeben worden, jedoch nicht spezifisch für einzelne Gemeinden. Jedenfalls, «ist es nicht möglich, ein Feld mit Salat, Karotten oder Kartoffeln auf ein solches Ereignis vorzubereiten», erklärt er.
«Die meisten Felder von Contone bis Giubiasco sind zu hundert Prozent verloren. Etwa 1200 Hektaren Anbaufläche wurden zerstört», sagt Bassi. «Es hat jede Kultur von Contone bis Bellinzona getroffen: Kohl, Salate, Fenchel, Sellerie, Krautstiele, Soja, Reben, Äpfel und so weiter.» Der Hagel hat die Ernten verwüstet und die Saison für viele Landwirtinnen und Landwirte der Region nachhaltig beeinträchtigt.
Kosten variieren stark
Die Karotten werden neu ausgesät, um einen Teil der Ernte zu retten, aber Marco Bassi weist darauf hin, dass dieser Prozess teurer und komplizierter ist als die ursprüngliche Aussaat. «Da der traditionelle Termin für die letzte Aussaat von Karotten im Tessin bereits am 10. Juli verstrichen ist, ist der Erfolg der neuen Aussaat nicht garantiert», sagt er besorgt. Derzeit ist es unmöglich, die Schäden in Tonnen oder Franken zu quantifizieren.
Die Kosten variieren von Unternehmen zu Unternehmen und von Kultur zu Kultur. Nun wird geprüft, ob Unterstützung beantragt werden kann, da einige Unternehmen, insbesondere solche ohne überdachte Flächen, in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnten. Nur eine Minderheit ist gegen Hagel versichert, da die Kosten sehr hoch sind.
Anbau im Gewächshaus
Bassi betont, dass die Zukunft des Anbaus im Gewächshaus für alle möglichen Kulturen angedacht werden muss. Der Bau von Gewächshäusern erfordert jedoch Änderungen im Überbauungsplan, was ein komplizierter Prozess ist, insbesondere im Parco del Piano di Magadino, dem Naturschutzgebiet der Magadinoebene.
«Neben finanzieller Hilfe wäre auch politische Unterstützung erforderlich», fügt er hinzu. Der Direktor von TIOR erklärt, dass der Verband verschiedene Massnahmen prüft, um die betroffenen Produzenten zu unterstützen. Er stellt jedoch klar, dass der Verband keine direkten Eingriffsmöglichkeiten in einzelne Betriebe hat, aber sie werden versuchen, mit den Versicherungen zusammenzuarbeiten, um allen Mitgliedsunternehmen Lösungen vorzuschlagen.
Preise und Verfügbarkeit
Bezüglich der Auswirkungen auf die Preise und die Verfügbarkeit von Tessiner Gemüseprodukten stellt Bassi fest, dass der Verkaufspreis eher vom Markt als von den Produktionskosten beeinflusst wird. «Unsere Produktion wird zu 70 Prozent über den Gotthard verkauft. Wir glauben, dass wir genug Ware für den Tessiner Markt haben, aber es könnte nicht ausreichen für die Deutschschweiz», erklärt er.
Das werde wohl eine geringere Verfügbarkeit von Obst und Gemüse aus dem Tessin in den dortigen Regalen bedeuten. Aber vor allem wird es den Umsatz der Tessiner Gemüsebauern im Vergleich zu den Vorjahren stark verringern.